top of page
Suche

Mein inneres Kind

  • Lera - Borderline
  • 30. Okt. 2017
  • 4 Min. Lesezeit

Da bist du wieder. Du, die ich gerne die "Kleine" nenne. Oft tauchst du gerade in den unpassendsten Momenten auf, aber trotzdem bist du ein Teil von mir.

Mein inneres Kind, meine "Kleine", hat in den letzten beiden Jahren immer wieder versucht sich in den Vordergrund zu schieben. Denn tief im inneren bin ich nie erwachsen geworden, oder ich bin zu früh erwachsen geworden.

Kinder lernen von dem was ihnen vorgelebt wird, die einzigen "Experten" des Lebens, sind für sie ihre Eltern und die Menschen zu denen sie weiterhin Kontakt haben. Natürlich gibt es keine wirklichen Experten und kein Mensch ist perfekt, aber wenn die eigenen Eltern es nicht zulassen, dass man sich wie ein Kind verhält, dann macht man es auch nicht. Oder man versucht es zumindest. Denn welches Kind möchte nicht das die Eltern stolz auf einen sind?


Also wurde ich zum unscheinbaren kleinen Kind, ich machte das was meine Eltern von mir verlangten, versuchte immer alles perfekt zu machen und auf gar keinen Fall Gefühle zu zeigen. Denn das hätte nur zu noch mehr Konflikten geführt und davon gab es einfach schon genug in meiner Familie.


Aber hat das was gebracht?

Nein.

Ich war trotzdem nicht gut genug und wurde dann einfach oft komplett "übersehen". Dadurch entwickelte ich mir meine eigenen Strategien, um "gesehen" zu werden, auch wenn das erst später anfing.


Aber warum hat es angefangen, dass meine "Kleine" jetzt doch zum Vorschein kommt und was bedeutet das für mich?


Die Frage ist schwierig zu beantworten, aber angefangen hat es glaube ich damit, dass mir Verständnis und zum Teil auch Wertschätzung von anderen entgegen gebracht wurde. Ich konnte das gar nicht fassen und verstand es auch nicht, aber es hat dafür gesorgt, dass ich mich "sicher" gefühlt habe.

Und durch diese Sicherheit durfte ich auch wieder klein sein.

Richtig angefangen hat es aber erst, als eine Lehrerin, sehr viel für mich getan hatte. Sie hat mir zugehört, mich wertgeschätzt, mich in den Arm genommen und vor allem mir Hilfe gesucht. So viel hat zuvor noch nie jemand für mich gemacht. Es war wirklich überwältigend.

Nur habe ich mich von dem Moment an, in ihrer Gegenwart oft wie ein kleines Kind verhalten. Ich schaute sie beim sprechen nicht an, nahm meinen Daumen in den Mund, fing an zu weinen.. Meine Kontrolle darüber, wann ich kindlich werde, war kaum noch vorhanden.


Nur waren das nicht die einzigen Momente in denen ich wieder zum Kind wurde. Sobald meine Gefühle zu intensiv wurden, habe ich lieber mein kleines Kind vorgeschoben, da die Erwachsene noch weniger wusste, wie sie damit umgehen sollte.


In der Klinik wurde es dann noch schlimmer. Ich hatte das Gefühl, dass es dort in Ordnung ist, dass ich nicht dafür verurteilt werde wenn ich mich wie ein kleines Kind verhalte. Und trotzdem war es auch anstrengend. Meine "Kleine" hat sehr viele unerfüllte Bedürfnisse, die nur leider nie erfüllt werden können.


Eigentlich müsste ich jetzt lernen, mein inneres Kind selbst zu beschützen, ihm das zu geben, was es damals nicht bekommen hat. Nur ist das wirklich nicht einfach und es ist auch ziemlich suspekt.

Zumal mein Kind nun einmal auch ein Kind ist und Kinder sind wahrlich nicht einfach...

Manchmal ist es einfach nur traurig und möchte in den Arm genommen werden. Dann ist es ängstlich und kann bei den kleinsten Fragen nicht mehr antworten, am liebsten würde ich mich dann nur verstecken. Dann gibt es auch noch die gekränkte "Kleine", die einfach alles nur als ungerecht ansieht und dann "bockig" wird. Und als letztes, aber nicht zu vergessen, gibt es noch das aufgedrehte kleine Kind und ich muss sagen, sie ist wirklich am anstrengendsten, weil ich dann oft einen Lachanfall nach dem anderen bekomme.


Und dennoch ist das alles auch ein Teil von mir und ich merke es auch mittlerweile, wenn sich wieder die "Kleine" in den Vordergrund spielt. In der DBT habe ich auch gelernt, durch das anwenden von Skills, in solchen Momenten wieder erwachsen zu werden. Aber manchmal möchte ich das einfach nicht, ich kann mich dann nicht dazu überwinden. Was an sich auch nicht schlimm ist, denn ich kann mein inneres Kind nicht immer unterdrücken, ich muss lernen, mich mit ihm anzufreunden.

Und so langsam, ganz, ganz langsam, habe ich angefangen, dass zu akzeptieren und der Gedanke ist für mich auch nicht mehr komplett "unsinnig".


Meine "Kleine", ich weiß, dass dir so viel gefehlt hat, aber das können wir nicht mehr ändern, wir müssen es akzeptieren. Das ist nicht einfach, aber ich verspreche dir, dass ich dich ab jetzt versuchen werde zu beschützen.

Ich weiß, ich war oft nicht nett zu dir, hab dir sogar noch Vorwürfe gemacht, dafür das du so bist wie du bist. Und nicht nur das, ich habe dich sogar kritisiert und runter gemacht. Aber das wird sich jetzt ändern. Ich werde versuchen dir eine Freundin zu werden. Aber dafür müssen wir anfangen, zusammen zu arbeiten. Auch wenn du dir so sehr Aufmerksamkeit wünschst, darfst du dir nicht immer bewusst diese Aufmerksamkeit von deinen "Ersatzmamas" suchen. Das tut uns beiden nicht gut. Ich weiß, dass ist wirklich nicht einfach, aber zusammen werden wir es schaffen, das verspreche ich dir. Und ich werde es dir auch nicht immer verbieten, dass kann und möchte ich gar nicht.

Wenn du gekränkt bist, dann verstehe ich dich, glaub mir das und das ist auch in Ordnung, für eine Zeit lang.

Es tut mir leid, dass ich dich wenn du traurig bist, nicht in den Arm nehmen kann, aber vielleicht schaffe ich das ja irgendwann. Und trotzdem bist du in solchen Momenten nicht allein, denn ich werde immer bei dir sein.

Und wenn du Angst hast, höre nicht auf zu sprechen, deine Meinung ist wichtig und richtig und ich werde dich vor denen beschützen, die anderer Meinung sind!



Eure Lera



 
 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Featured Posts
Versuche es später erneut.
Sobald neue Beiträge veröffentlicht wurden, erscheinen diese hier.
Recent Posts
Archive
Search By Tags
bottom of page