Mein Jahr 2017
- Lera - Borderline
- 31. Dez. 2017
- 4 Min. Lesezeit

Kurz bevor das neue Jahr beginnt, fangen ja die meisten Leute an, das vergangene Jahr noch einmal revue passieren zu lassen.
Und ja, ich bin da keine Ausnahme.
Im vergangen Jahr habe ich so viele Erfahrungen machen dürfen, das ist wirklich unbeschreiblich.
Es fing damit an, dass ich schon zu Beginn des Jahres stationär in einer Klinik war, um eine DBT zu machen. Es war mein erster Klinikaufenthalt und auch meine Diagnose habe ich erst dort bekommen. Die ersten Tage waren sehr schlimm, ich habe fast nur geweint...
Doch dann ist mir schnell bewusst geworden, was für tolle Menschen mit mir zusammen auf der Station sind und vor allem habe ich mich das erste mal richtig verstanden gefühlt!
Dieses Verständnis und die gegenseitige Unterstützung waren für mich so sureal, dass ich es mir meistens nur schlecht geredet habe.
"Die kümmern sich nur um mich, weil sie Mitleid haben"
"Nach der Klinik ist es eh wieder vorbei, dann wird keiner mehr mit mir Kontakt haben wollen"
Und und und.
Und trotzdem gab es auf der Station unbeschreiblich tolle Momente, die ich nie vergessen werde!
Aber gleichzeitig wurden meine Glaubenssätze auch bestätigt, da ich zu so gut wie niemanden nach dem Aufenthalt mehr Kontakt hatte.
Ich fiel in ein ziemliches Loch und wollte aufgeben...
Ich hatte einfach keine Kraft mehr und auch keinen Grund gesehen weiter zu kämpfen.
Diese Zeit war schlimm und ich kapselte mich zu fast allen Menschen zu denen ich noch Kontakt hatte ab. Es ging soweit, dass mein Psychiater mich eine Woche bevor ich wieder arbeiten gehen sollte, auf die geschlossene schicken wollte. Das war ein Wegruf für mich. Ich musste etwas ändern, sonst würde sich auch nichts ändern.
Ich ging wieder arbeiten, aber bereit dazu war ich noch nicht. Meine Stimmungsschwankungen erreichten wieder den Höhepunkt und ich war überaus sensibel. Und trotzdem hatte ich ein Ziel. Im Sommer zum Intervall wieder in die Klinik gehen. Dieser Gedanke gab mir Hoffnung. Ich wäre endlich wieder dort, wo ich verstanden werde und auch Unterstützung bekomme.
Und dann kam der Tag an dem es wieder in die Klinik ging und obwohl ich im Grunde Monate nur darauf hingearbeitet hatte, wieder dahin zu können, hatte ich Angst.
Therapie ist wahrlich nichts einfaches und vor allem stationär, wenn du immer im Geschehen drin bist.
Aber dann, ich war noch nicht einmal einen Tag da, wurde mir bewusst, wie sehr ich mich schon in den letzten Monaten geändert hatte!
Ich konnte auf die Leute zu gehen, war nicht mehr so verschlossen und sensibel.
Und und und.
Ich finde es erstaunlich, dass ich erst in der Klinik gemerkt habe, dass sich etwas geändert hat.
Bei dem zweiten Aufenthalt, habe ich versucht, mich nicht zu sehr an die anderen Mitpatienten zu klammern, weil mir das beim ersten mal nicht gut getan hat und ich bei jedem Abschied kaum damit klar gekommen bin.
Allerdings gab es eine Person, die mit mir zusammen im ersten und auch im zweiten Aufenthalt war. Als sie dann ging, war es genauso wie früher...
Ich bin zusammengebrochen und war kaum noch ansprechbar.
Ich kam gegen die Verlustängste nicht an. Irgendwann hatte ich mich natürlich wieder beruhigt, aber trotzdem hatte dieser Abschied Folgen. Da ich mich nicht mehr an andere Mitpatienten klammern wollte, machte ich es bei den Mitarbeitern...
Das war sehr anstrengend und es tat weh, aber trotzdem konnte ich auch daraus etwas mitnehmen, weil ich offen darüber gesprochen habe, was mir wirklich nicht leicht viel...
Generell gab es im Sommer sehr viele Konflkte auf der Station weshalb die ganze Situation dort nicht gerade einfach war. Dadurch ist mir aber bewusst geworden, dass auch ich endlich meine eigene Meinung äußern und vertreten kann!
Aber auch der zweite Aufenthalt war irgendwann vorbei. Diesesmal fiel mir der Abschied von den Mitpatienten nicht schwer, aber dafür war es umso schlimmer mich von den Mitarbeitern zu verabschieden...
Aber das Leben ging weiter und ich hatte kaum Zeit zu trauern, da ich direkt wieder anfing zu arbeiten. Es war gut für mich, dass ich direkt wieder Struktur in meinem Leben hatte und mittlerweile klappt das Arbeiten auch wieder ziemlich gut.
Dennoch war nicht alles toll...
Ich vermisste die Mitarbeiter und auch Patienten von der Station. Im richtigen Leben habe ich einfach das Gefühl, das mich so gut wie niemand auch nur ansatzweise versteht.
Weshalb ich auch froh war, dass ich an der ambulanten DBT-Gruppe teilnehmen konnte. So hatte ich die Möglickeit, auch noch weiterhin im Thema drin zu bleiben und zumindest ein oder zwei Mitarbeiter von der Station, einmal in der Woche zu sehen.
Doch jetzt findet die Gruppe für eine längere Zeit nicht statt und auch wenn ich es zurzeit verdränge, komme ich nicht gut damit klar. Ich möchte nicht mehr stationär dort auf der Station sein, aber das einmal in der Woche dahin fahren hat schon wirklich gut getan und mir Halt gegeben...
Jetzt muss ich versuchen loszulassen.
Privat läuft es auch eher schlecht als recht, aber eine Baustelle nach der anderen.
Alles in allem kann ich sagen, dass dieses Jahr mit das tollste, aber zugleich auch anstrengendste in meinem bisherigen Leben war.
Ich habe so tolle Menschen kennengelernt und auch einiges über mich selbst gelernt.
Zugleich musste ich aber auch mit sehr vielen negativen Gefühlen und Ängsten zurecht kommen.
Und trotz allem, haben diese ganzen Erfahrungen mich so viel weiter gebracht und ich möchte keine davon missen!
Eure Lera
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